Ein Bericht von Monika und Horst des Griechenland Solidaritätskomitee Köln (GSKK)
Monika:
Griechische Frauen im Kampf – Eine spannende Veranstaltung zum internationalen Frauentag
Am Sonntag dem 6. März fand eine bemerkenswerte Veranstaltung in Vorbereitung auf den Internationalen Frauentag am 8. März statt. Veranstalter waren das Kölner Griechenland Solidaritätskomitee und die POP, Griechischer Kultur-Städtepartnerschaftsverein Köln-Thessaloniki, unterstützt von der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW:
Im ausverkauften „Hinterhofsalon“ wurde an kämpfende griechische Frauen erinnert. Meisterhaft, mit nur ganz wenigen Requisiten, stellte die großartige Schauspielerin Mischi Steinbrück im ersten Veranstaltungsteil den Lebensweg dreier Frauen aus der griechischen Oberschicht dar, die in den 1820er Jahren im Befreiungskrieg gegen die osmanische Herrschaft berühmt wurden. Als Militärbefehlshaberinnen hatten sie Schiffe ausgerüstet und ganze Armeeeinheiten und z. Teil auch im Krieg selbst befehligt, weil sie für eine demokratische Republik mit gleichen Bürgerrechten nach französischem Vorbild kämpften und die amerikanische Unabhängigkeitserklärung zum Vorbild hatten.
Bereits der Einstieg in das Thema liess das Publikum auf Grund der aktuellen Kriegsproblematik aufhorchen: eine bayerische Frau aus den verarmten Volksschichten macht sich anlässlich der Abreise ihres Verlobten in den Krieg Gedanken zur Weltlage. Und sie fragt sich, welches Recht Bayern eigentlich zur Inthronisierung eines griechischen Monarchen hat. Bezüge zur Gegenwart sind nicht zufällig. Der Ruhm der drei griechischen Kapitäninnen war schnell beendet. Sie starben vergessen, verarmt und mittellos.
Im zweiten Veranstaltungsteil wurde der Beitrag der griechischen Frauen mehr als hundert Jahre später zum Kampf gegen die Nazibesatzung und den Bürgerkrieg durch einen Vortrag von Sophia Georgallidis behandelt. Viele, weithin unbekannte Fakten, hatte Sophia zusammengestellt: Wer weiss denn, dass die griechischen Partisaneneinheiten zu über 40% weiblich waren? Oder dass die Bäuerinnen, deren Männer im Krieg waren, einen Teil der Ernte zu den Partisanen in die Berge schafften. Noch längst nicht sind die Kriegs- und Bürgerkriegsereignisse umfassend erforscht und umfangreiche Aufgaben für Historiker warten noch. Wer kennt die vielen Orte, in denen die deutsche Wehrmacht aus Rache für die zunehmenden Partisanenüberfälle alle Einwohner ermordete? Ein sehr bedrückendes Kapitel deutsch-griechischer „Beziehungen“ wurde in dem Vortrag ausgebreitet.
Es bleibt zu hoffen, dass es zu dieser durch große Materialdichte gekennzeichneten Ausarbeitung noch eine schriftliche Fassung geben wird.
Die Veranstaltung liess nach über zwei Stunden viele Teilnehmer*innen nachdenklich in einem frostigen Abendwind nach Hause gehen.
Horst:
Na, wir haben gelebt, in einem geschäftigen, gemütlichen und sehr stimmungsvollen Salon an einem unvergleichlichen Abend in Köln…
Die geliebte und vieltalentierte Mischi Steinbrück nahm uns mit auf eine Reise 200 Jahre zurück, in der Zeit der Revolution von 1821. Durch Lieder, Erzählungen und eine hervorragende Darbietung hob sie drei der vielen Frauen hervor, die am Kampf gegen die Osmanen teilgenommen haben, mit ihrer ganzen Kraft und ihren tapferen Seelen…
Sie haben vorbildlich alles für die Heimat und die Weisheit gegeben, um irgendwann vergessen zu werden …
„Und? War das alles vergeblich? “ wunderte sich die Künstlerin am Ende der Show. Und gleichzeitig gab sie uns ihre Antwort: „Nein! Weil die Geschichte nie endet! „
An diesem Punkt nahm ich die Fackel und versuchte zu beweisen, dass die Geschichte nie endet. In meiner Rede habe ich die mutigen und weisen Kämpfe der griechischen Frauen während des griechisch-italienischen Krieges, des nationalen Widerstands gegen die Nazis und des Bürgerkrieges vorgestellt. Ich beendete den Vortrag mit einem Aufruf griechischer Schriftstellerinnen (u.a. Chloe Koutsoubeli, Rea Galanakis, Poly Chatzemanolakis) „Die Stimme der Frauen“ (in meiner deutschen Übersetzung). Er wurde letzten Monat anlässlich von Frauenmorden veröffentlicht. Und am Ende wünschte ich für den übernächsten Tag einen kämpferischen, demonstrativen Frauentag.
Vielen Dank an die POP, Griechischer Kultur-Städtepartnerschaftsverein Köln-Thessaloniki, und das Griechenland Solidaritätskomitee Köln, die die Veranstaltung organisiert haben, sowie an die Rosa Luxemburg Stiftung NRW für die materielle Unterstützung.
Sophia Georgallidis